Situationsanalyse
Einflussfaktoren
Die Haupteinflussfaktoren für ein häufiges Vorhandensein und / oder eine starke Ausbreitung und Vermehrung des Alpenkreuzkrautes auf der Alp sind:
- die Bewirtschaftung
- die Standortbedingungen
- das Alpsystem und die gesömmerte Tierkategorie,
- die Weideführung und
- eine fehlende / unsachgemässe Regulierung.
Einfluss der Bewirtschaftung
Durch die Sömmerung, also die Beweidung der Alpweiden durch Sömmerungstiere, entstehen Läger, stark gedüngte oder nährstoffreiche Flächen, die das Alpenkreuzkraut bevorzugt. Das Alpenkreuzkraut wird durch die Beweidung zudem gefördert, weil es von den Weidetieren gemieden wird und es somit einen Konkurrenzvorteil gegenüber den wertvollen Futterpflanzen hat.
Einfluss der Standortbedingungen
Die Standortbedingungen einer Alp bestimmen massgeblich die Häufigkeit und die Ausdehnung von eher flachen und nährstoffreichen sowie auch von feuchten bis nassen Standorten inkl. Bachläufen, die das Alpenkreuzkraut jeweils bevorzugt.
Einfluss von Alpsystem und der Tierkategorie
Das Alpsystem mit der gesömmerten Tierkategorie und der Anzahl gesömmerter Tiere beein-flussen das Ausmass und die Verteilung bewirtschaftungsbedingter Nährstoffansammlungen und auch den Handlungsspielraum in der Bewirtschaftung und Weideführung. Auf grossen Jungvieh- oder Mutterkuhalpen sind bewirtschaftungsbedingte Nährstoffansammlungen auf Lägern schwieriger zu vermeiden als auf Milchkuhalpen, da hier durch die regelmässige Einstallung und das Melken ein grosser Anteil Kot und Harn im Stall oder auf den Melkplätzen anfällt. Dieser Hofdünger kann gezielt auf Flächen der Alp verteilt werden. Ist die Hofdüngerwirtschaft aber nicht angepasst, können durch Überdüngung der immer gleichen Flächen neue nährstoffreiche Standorte entstehen, auf denen das Alpenkreuzkraut bevorzugt wächst.
Einfluss der Weideführung
Die Bewirtschaftung hat insbesondere über die Weideführung Einfluss auf das Alpenkreuzkraut. Durch die gezielte Weideführung können die Anzahl und die Ausdehnung von Lägern unter Kontrolle gehalten resp. nach Möglichkeit reduziert werden. Ebenso können trittbedingt offener Boden und Lücken im Pflanzenbestand durch eine gezielte Weideführung vermieden und eine dichte Grasnarbe gefördert werden.
Einfluss der Regulierung
Durch frühzeitige, sachgemäss und konsequent umgesetzte Regulierungsmassnahmen und Bewirtschaftungsanpassungen kann das Alpenkreuzkraut unter Kontrolle gehalten werden (Massnahmen zur Regulierung). Fehlen sachgemässe Regulierungsmassnahmen und Bewirtschaftungsanpassungen gänzlich oder werden sie unsachgemäss umgesetzt, wie zum Beispiel zum falschen Zeitpunkt oder mit den falschen Hilfsmitteln, ist eine nachhaltige Regulierung nicht möglich und teilweise sogar kontraproduktiv.
Handlungsbedarf
Handlungsbedarf kann als gegeben beurteilt werden, wenn das Risiko von Vergiftungen besteht. Dieses steigt auf der Weide an, wenn das Alpenkreuzkraut vermehrt vorkommt und der Weidedruck hoch ist. Auf betroffenen Flächen, die geschnitten werden und Futter konserviert wird, steigt das Vergiftungsrisiko ebenfalls an, weil auch trockene oder einsilierte Pflanzen giftig sind und im konservierten Futter keine Selektion mehr stattfinden kann. Auf solchen Flächen, sollten bereits erste Einzelpflanzen reguliert werden.
Von Seiten Vollzug besteht gemäss Direktzahlungsverordnung (DZV, vom 23. Oktober 2013) die Anforderungen, dass Problempflanzen, wie u.a. das Alpenkreuzkraut bekämpft und deren Ausbreitung verhindert werden muss. Gemäss Leitfaden „Verbuschung und Problempflanzen im Sömmerungsgebiet“ für Kontrollierende darf ein Flächenanteil auf Alpweiden von 5 % Alpenkreuzkraut je nach Standort nicht überschritten werden.